Samstag, 28. August 2010
Los Arcos Viana und Logróno
Nach einem kräftigen, reichhaltigen Frühstück verließen wir gegen 8:00 die Herberge. Entlang unzähliger Weinfelder ging es auf ebenen breiten Feld- und Wanderwegen zunächst nach Los Arcos. Hier legten wir wieder eine etwas längere Pause ein, stärkten uns mit Obst und einem frisch belegten Baguette mit Käse und Seranoschinken. Anschließend ging es weiter auf einsamen, leicht hügeligen Feldwegen nach Torres del Rio.

Ich war nun seit 8 Tagen auf dem Jakobsweg, hatte mittlerweile 150 km zurückgelegt und spürte, dass die Ruhe, die mich umgab - insbesondere wenn uns der Weg abseits jeglicher Zivilisation führte - beruhigend und erholsam auf mich einwirkte. Obwohl es auf den letzten Kilometern jeder Tagesetappe kräftig in den Waden und an den Schulterblätter zog. Man nahm es hin, es gehörte irgendwie dazu. Für mich jedenfalls.

In der privaten Herberge „Casa Marie“ ließen wir den Tag ausklingen. Hier trafen wir wieder auf Manisch und Patrick. Die Herberge verfügte über eine gut ausgestattete Küche, worauf sich Manisch anbot, für uns etwas zu kochen.
Das Angebot im hiesigen Lebensmittelladen war dürftig und so gab es wieder unser Lieblingsmenü „Nudeln an Sauce Tomat“. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Gewürzen verfeinerte Manisch die Sauce und erntete von uns ein großes Lob.

5 Muscheln für Manisch!

Zum Tagesabschluss leerten wir auf der Terrasse noch eine gute Flasche Rotwein. Gegen 20:00 schloss ich den Reißverschluss meines Schlafsacks und begab mich zur Ruhe.
Am folgenden Morgen starteten wir um 7:30 bei stark bewölktem Himmel Richtung Logróno. Es gab kein Frühstück, also musste ich mich fürs Erste mit 2 Espresso zufrieden geben. Nach einer halben Stunde setzte leichter Regen ein, der uns bis in das 10 km entfernte Viana unentwegt begleitete.

Nach knapp 3 Stunden erreichten wir Viana. Hier kauften wir uns als erstes etwas zum Frühstücken und schlugen unser Lager in einer geschützten Nische der Pfarrkirche San Pedro auf. Als der Regen jedoch stärker wurde und uns auf das frisch belegte Baguette tropfte, was wir bei weitem nicht für Gut befanden, verzogen wir uns in eine gegenüberliegende Bar und warteten bei Cafe con Leche und Espresso, dass sich die Wetterlage etwas besserte.
Nach einer Stunde ging es bei leichtem Nieselregen weiter. Bis Logróno waren es noch gute 10 km.
Kurz vor Logróno erreichten wir das Haus von Seniora Maria Mediavilla. Sie zählte schon seit 8 Jahren jeden Pilger, der sich auf dem Weg nach Santiago befand und an ihrem Haus vorbei schritt. Sie hat diese Aufgabe von ihrer Mutter Felisa Rodriguez Medel übernommen, die zuvor 20 Jahre lang tagtäglich jeden Pilger gezählt hatte.
Sie stand vor ihrer Haustür, als wenn sie uns bereits erwarten würde.
„Stempel“? rief sie, als wir auf ihr Haus zu schritten.
Hatte „de Köbes“ ihr vielleicht ins Ohr geflüstert: „Da kommen 3 Deutsche“?
Woher konnte die Gute denn sonst wissen, dass wir aus Deutschland kamen? Unser Outfit unterschied sich keineswegs von dem der übrigen Pilger.
Sie bat uns in ihr Haus, trug uns in ihr Gästebuch ein und versah unsere Credenziale mit ihrem Familienstempel. Wir bedankten uns und setzten unseren Weg fort.

In Logróno nächtigten wir in der städtischen Herberge. Sie bot fast 200 Pilger verteilt über drei Etagen und in 8 Schlafsälen ein Nachtlager.
Es war zwar eine Küche vorhanden, jedoch kein Geschirr. Somit waren wir gezwungen uns außerhalb des Hauses zu stärken und kehrten in eine nahe gelegene Pizzeria ein.
Das Essen war sehr übersichtlich auf den Tellern angeordnet und stillte bei weitem nicht meinen Hunger. Auf dem Heimweg machten wir noch einen kurzen Halt an einer Dönerbude und nahmen noch eine Kleinigkeit in Form eines Döner`s zu uns. Nachdem ich ihn letztendlich verzehrt hatte, war ich fürs erste gesättigt, allerdings bemaselt bis an die Ohren, was mir immer passierte, wenn ich einen Döner oder ein Gyrospita als Fingerfood verzehrte. Außerdem lief mir stets die Brühe über die Hände, was ich besonders liebte oder nahm einen kräftigen Biss von der leckeren Alufolie, in denen die Dinger eingepackt waren.

Gegen 21:00 kroch ich in meinen Schlafsack, machte mir einige Notizen in mein Tagebuch, schickte meiner Frau eine SMS mit meinem gegenwärtigen Aufenthaltsort, so wie wir es vor meiner Abreise vereinbart hatten, flachste noch ein wenig mit Christian und Sandy, bis dass mich die Müdigkeit überfiel, ich die Augen schloss und kurze Zeit später einschlief.
Es mag zwar nicht jeder verstehen, aber ich freute mich schon wieder auf den kommenden Morgen, meinen Rucksack aufzusetzen und weiter zu laufen.

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