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Montag, 21. Juni 2010
Ankunft in Saint Jean Pied de Port
h.albu, 21:17h
Um 9:30 hielt unser Bus vor dem Bahnhof in Saint Jean Pied de Port. Natürlich, wie sollte es auch anders sein, im strömenden Regen.
Toll, dachte ich, schöner konnte eine Pilgerreise nicht beginnen!
Wir stürmten in die kleine Bahnhofshalle, schnallten unsere Rucksäcke auf und machten uns fürs Erste wetterfest. Anschließend setzte sich die ganze Horde Richtung Pilgerbüro in Bewegung.
Pilgerbüro in Saint Jean Pied de Port
Dort herrschte reger Andrang. Mehrere Mitarbeiter nahmen unsere Personalien auf und informierten uns über die derzeitigen Wetterverhältnisse in den Pyrenäen. Der Cisa-Pass war wegen erneutem Schneefall und Nebel gesperrt. Man legte uns ans Herz den Weg nach Valcarlos zu nehmen und die Pyrenäen über den Ibaneta-Pass zu überqueren.
Mir war das egal, da ich mir im Vorfeld schon vorgenommen hatte, über die Valcarlos-Route zu gehen. Ich wollte es mir nicht zumuten, gleich am ersten Tag 27 km bis Roncesvalles zu laufen. Valcarlos lag auf halber Strecke und diese Distanz würde mir für den ersten Tag reichen.
Nachdem ich meine Einweisung und meinen ersten Stempel in mein Credenzial erhalten hatte, war es soweit.
Und was nun???
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, mit einem anderen Pilger fürs Erste gemeinsam zu starten. Christian aus München hatte zwischenzeitlich Sandy aus Dresden kennengelernt und war verschwunden. Bei Emil aus Zürich „schien das Zäpfchen zu klemmen“, er hatte keine Lust im Regen zu laufen und wollte erst am folgenden Morgen starten.
Schönwetter Pilger!
Auch Alexander aus Wien zog es vor eine Nacht in Saint Jean Pied zu nächtigen.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als alleine los zu latschen.
Etwas unschlüssig stand ich im Eingang des Pilgerbüros auf der Rue de la Citadelle.
Rechts oder Links?
„Wo geht es denn hier nach Spanien?“, rief ich in den Raum hinter mir.
„Rechts herum“, antwortete jemand.
Mit einem „Merci“ bedankte ich mich und marschierte los.
Einige Häuser weiter entdeckte ich ein kleines Lebensmittel-
lädchen. Es war so eng in diesem Lädchen, dass ich ohne Weiteres mit meinem Rucksack auf dem Rücken durch eine Drehung eine ganze Regalwand hätte abräumen können. Mit äußerster Vorsicht bewegte ich mich durch die beiden Gänge. Unter höchster Achtsamkeit nicht irgendwo hängen zu bleiben, kaufte ich mir etwas Obst und Mineralwasser und verließ den Laden ohne weiteren Schaden anzurichten.
Die Rue de la Citadelle führt direkt zum Jakobus Tor. Durch dieses Tor schritt jeder Pilger, der sich auf dem Weg nach Santiago befand. Unzählige Male hatte ich schon Fotos von diesem Tor gesehen und jetzt schritt ich selbst hindurch.
Komische Welt!
Einige Meter weiter stieß ich an einer Weggabelung auf ein paar Frischlinge, die vor einem Wegweiser standen und orientierungslos aus der Wäsche schauten. Ich gesellte mich zu ihnen und versuchte ebenfalls, mir auf dem Wegweiser Klarheit zu verschaffen, welcher Weg nun einzuschlagen sei. Eine Dorfbewohnerin, die an uns vorbei kam, erkannte unsere Unschlüssigkeit, erklärte uns nochmals, dass der Ciza-Pass geschlossen sei und schickte uns auf die N 135 Richtung Valcarlos.
Im strömenden Regen ging es mal leicht bergauf und wieder bergab.
Unsere Frischlingsgruppe zog sich schnell auseinander und kurze Zeit später latschte ich wieder alleine durch die Pampas.
Auf dem Weg nach Valcarlos
Nach gut einer Stunde begann mein Rucksack an den Schultern zu ziehen. Das fing ja schon gut an; mal gerade eine Stunde auf dem Jakobsweg und der scheiß Rucksack machte schon auf sich aufmerksam.
Meine Laune war nicht gerade die Beste, da es immer noch goss wie aus Eimern. Ich hatte mir insgeheim einen trockeneren Start für meine Pilgerreise gewünscht.
Gegen Mittag erreichte ich Arneguy, der französisch-spanische Grenzort. Erneut stieß ich auf eine größere Anzahl von Frischlingen, die mal wieder ratlos vor einem Wegweiser standen. Es gab zwei Routen nach Valcarlos.
Die linke Route führte abseits der Landstraße durch Wälder und über Weiden, mit Sicherheit die landschaftlich schönere Variante, die rechte Route über die N 135 nach Valcarlos. Während die Frischlinge auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindlichen Polizeistation Rat suchten, nahm ich als Einziger die N 135 Richtung Valcarlos. Laut Hinweisschild waren es ja nur noch knappe 5 km. Ein gutes Stündchen noch bis zur Herberge in Valcarlos, wo ich heute beabsichtigte zu nächtigen.
Dachte ich!
Jetzt wurden die Pyrenäen aber langsam gemein. Es ging nun stetig bergauf. Jetzt zog nicht nur mein Rucksack an meinen Schulter-blättern, nein, in meinen Waden begann es auch noch zu ziehen. Mein Tempo wurde zusehends langsamer und ich spürte wie sich die Nässe allmählich durch meine Kleidung fraß. Ich summte ein Liedchen vor mich hin und versuchte damit meinen langsam aufkommenden Frust zu unterdrücken.
Gegen 14:00 erreichte ich mit schweren Beinen Valcarlos. Die ersten 13 km hatte ich hinter mich gebracht. Im überdachten Eingang des Rathauses legte ich einen kurzen Stopp ein.
Jetzt musste ich nur noch die Herberge ausfindig machen. Ich war gerade im Begriff meinen Rucksack abzunehmen, um nach meinem Reiseführer zu suchen, als mein Blick zufällig ein Hinweisschild streifte.
Albergue links.
Eine Minute später klingelte ich an der Herbergstüre.
„Buen Dia, you have a bed for me?“
„Englisch man?“, fragte mich der Herbergsvater, der mir die Tür öffnete.
„No Alemagne!“
„Come in!“
Ob er keine Engländer mag, fragte ich mich, als ich ihm meinen Pilgerausweis vorlegte und ich meinen zweiten Stempel erhielt?
Nachdem ich meine 10,00 Euro für die Übernachtung inkl. Frühstück gezahlt hatte, führte er mich in ein 12 Bettzimmer mit Etagenbetten und machte mir verständlich, dass ich mir ein freies Bett aussuchen konnte.
Höhenluft hatte ich für heute genug geschnuppert, also belegte ich ein Bett in der unteren Ebene.
Alles machte einen sauberen und gepflegten Eindruck. Ich inspizierte kurz die sanitären Anlagen. Auch hier war alles in einem einwandfreien Zustand.
Um es kurz zu fassen, ich war nass bis auf die Haut. Sogar der Inhalt meines Rucksacks war klamm. Ich beschlagnahmte sämtliche Heizquellen, um meine klammen und nassen Sachen zu trocknen.
Als erstes ging es unter die Dusche. Im Anschluss war Zahnpflege angesagt. Und wo war meine Zahnbürste?
Natürlich zu Hause!!
Und was macht man in einer solchen Situation? Etwas Zahnpasta auf den Zeigefinger und putzen.
Anschließend legte ich mich auf meinen Schlafsack, döste vor mich hin und ließ nochmals die vergangenen Stunden an mir vorüber ziehen. Ich holte mein Tagebuch aus meinem Rucksack, was mir unser Sohn und seine Freundin Heike kurz vor meiner Abreise noch zusteckten und machte meine ersten Notizen. Die erste Etappe meiner Pilgerreise hatte ich geschafft.
Glücksgefühle flossen durch meinen Körper. Ich hatte alles was ich brauchte. Ein Dach über dem Kopf und ein Bett.
Es war alles so einfach!!!!
Kurze Zeit später trafen Sandy und Christian in der Herberge ein. Auch sie beabsichtigten hier zu nächtigen. Am späten Nachmittag stieß noch Hannelore - ebenfalls eine Rheinländerin - zu uns.
Da wir vier die einzigen Deutschen in der Herberge waren, kamen wir schnell ins Gespräch und beschlossen, da die Herberge auch über eine Küche verfügte, gemeinsam am Abend für uns vier etwas zu Kochen.
Sandy und Christian gingen nochmals in den Ort und versuchten etwas Essbares für den heutigen Abend und morgigen Vormittag aufzutreiben.
Sie wurden fündig und kamen mit Nudeln, Tomatensauce, Baguette, Käse und Serranoschinken wieder zurück.
Die Zubereitung unseres 1-Gang-Menüs „Nudeln an Sauce-Tomat“ gestaltete sich folgendermaßen:
Einer suchte die passenden Töpfe und setzte das Nudelwasser auf, der Nächste schaltete den Herd ein und hatte darauf zu achten, das uns die Tomatensauce nicht um die Ohren flog. Jeder, der schon einmal Tomatensauce in einem Kochtopf erhitzt hatte, weiß, dass sie sehr viel „Blubb“ besitzt. Der Rest sorgte für Geschirr und hatte den Tisch zu decken. Anschließend durfte jeder einmal im Nudeltopf und in der Tomatensauce rühren. Der anschließende Abwasch und das Abtrocknen überließ man freundlicherweise Christian und mir. Nach dem vorzüglichen Essen plauderten wir noch ein Stündchen und genehmigten uns zum Tagesabschluss noch eine Flasche Weißwein.
Bei meiner Ankunft in der Herberge war mir aufgefallen, dass sehr viele Pilger Trekkingstöcke und einige wenige Pilgerstäbe mit sich führten. Ich selbst hatte weder noch. Auch Hannelore lief mit Trekkingstöcken. Sie legte mir ans Herz, mir schnellsten noch welche zuzulegen, da sie beim Laufen, besonders in Bergstrecken sehr behilflich waren. Für diesen Tipp bin ich ihr heute noch dankbar.
Gegen 21:00 stieg ich todmüde in meinen Schlafsack und fiel Minuten später in einen Tiefschlaf.
Toll, dachte ich, schöner konnte eine Pilgerreise nicht beginnen!
Wir stürmten in die kleine Bahnhofshalle, schnallten unsere Rucksäcke auf und machten uns fürs Erste wetterfest. Anschließend setzte sich die ganze Horde Richtung Pilgerbüro in Bewegung.
Pilgerbüro in Saint Jean Pied de Port
Dort herrschte reger Andrang. Mehrere Mitarbeiter nahmen unsere Personalien auf und informierten uns über die derzeitigen Wetterverhältnisse in den Pyrenäen. Der Cisa-Pass war wegen erneutem Schneefall und Nebel gesperrt. Man legte uns ans Herz den Weg nach Valcarlos zu nehmen und die Pyrenäen über den Ibaneta-Pass zu überqueren.
Mir war das egal, da ich mir im Vorfeld schon vorgenommen hatte, über die Valcarlos-Route zu gehen. Ich wollte es mir nicht zumuten, gleich am ersten Tag 27 km bis Roncesvalles zu laufen. Valcarlos lag auf halber Strecke und diese Distanz würde mir für den ersten Tag reichen.
Nachdem ich meine Einweisung und meinen ersten Stempel in mein Credenzial erhalten hatte, war es soweit.
Und was nun???
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, mit einem anderen Pilger fürs Erste gemeinsam zu starten. Christian aus München hatte zwischenzeitlich Sandy aus Dresden kennengelernt und war verschwunden. Bei Emil aus Zürich „schien das Zäpfchen zu klemmen“, er hatte keine Lust im Regen zu laufen und wollte erst am folgenden Morgen starten.
Schönwetter Pilger!
Auch Alexander aus Wien zog es vor eine Nacht in Saint Jean Pied zu nächtigen.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als alleine los zu latschen.
Etwas unschlüssig stand ich im Eingang des Pilgerbüros auf der Rue de la Citadelle.
Rechts oder Links?
„Wo geht es denn hier nach Spanien?“, rief ich in den Raum hinter mir.
„Rechts herum“, antwortete jemand.
Mit einem „Merci“ bedankte ich mich und marschierte los.
Einige Häuser weiter entdeckte ich ein kleines Lebensmittel-
lädchen. Es war so eng in diesem Lädchen, dass ich ohne Weiteres mit meinem Rucksack auf dem Rücken durch eine Drehung eine ganze Regalwand hätte abräumen können. Mit äußerster Vorsicht bewegte ich mich durch die beiden Gänge. Unter höchster Achtsamkeit nicht irgendwo hängen zu bleiben, kaufte ich mir etwas Obst und Mineralwasser und verließ den Laden ohne weiteren Schaden anzurichten.
Die Rue de la Citadelle führt direkt zum Jakobus Tor. Durch dieses Tor schritt jeder Pilger, der sich auf dem Weg nach Santiago befand. Unzählige Male hatte ich schon Fotos von diesem Tor gesehen und jetzt schritt ich selbst hindurch.
Komische Welt!
Einige Meter weiter stieß ich an einer Weggabelung auf ein paar Frischlinge, die vor einem Wegweiser standen und orientierungslos aus der Wäsche schauten. Ich gesellte mich zu ihnen und versuchte ebenfalls, mir auf dem Wegweiser Klarheit zu verschaffen, welcher Weg nun einzuschlagen sei. Eine Dorfbewohnerin, die an uns vorbei kam, erkannte unsere Unschlüssigkeit, erklärte uns nochmals, dass der Ciza-Pass geschlossen sei und schickte uns auf die N 135 Richtung Valcarlos.
Im strömenden Regen ging es mal leicht bergauf und wieder bergab.
Unsere Frischlingsgruppe zog sich schnell auseinander und kurze Zeit später latschte ich wieder alleine durch die Pampas.
Auf dem Weg nach Valcarlos
Nach gut einer Stunde begann mein Rucksack an den Schultern zu ziehen. Das fing ja schon gut an; mal gerade eine Stunde auf dem Jakobsweg und der scheiß Rucksack machte schon auf sich aufmerksam.
Meine Laune war nicht gerade die Beste, da es immer noch goss wie aus Eimern. Ich hatte mir insgeheim einen trockeneren Start für meine Pilgerreise gewünscht.
Gegen Mittag erreichte ich Arneguy, der französisch-spanische Grenzort. Erneut stieß ich auf eine größere Anzahl von Frischlingen, die mal wieder ratlos vor einem Wegweiser standen. Es gab zwei Routen nach Valcarlos.
Die linke Route führte abseits der Landstraße durch Wälder und über Weiden, mit Sicherheit die landschaftlich schönere Variante, die rechte Route über die N 135 nach Valcarlos. Während die Frischlinge auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindlichen Polizeistation Rat suchten, nahm ich als Einziger die N 135 Richtung Valcarlos. Laut Hinweisschild waren es ja nur noch knappe 5 km. Ein gutes Stündchen noch bis zur Herberge in Valcarlos, wo ich heute beabsichtigte zu nächtigen.
Dachte ich!
Jetzt wurden die Pyrenäen aber langsam gemein. Es ging nun stetig bergauf. Jetzt zog nicht nur mein Rucksack an meinen Schulter-blättern, nein, in meinen Waden begann es auch noch zu ziehen. Mein Tempo wurde zusehends langsamer und ich spürte wie sich die Nässe allmählich durch meine Kleidung fraß. Ich summte ein Liedchen vor mich hin und versuchte damit meinen langsam aufkommenden Frust zu unterdrücken.
Gegen 14:00 erreichte ich mit schweren Beinen Valcarlos. Die ersten 13 km hatte ich hinter mich gebracht. Im überdachten Eingang des Rathauses legte ich einen kurzen Stopp ein.
Jetzt musste ich nur noch die Herberge ausfindig machen. Ich war gerade im Begriff meinen Rucksack abzunehmen, um nach meinem Reiseführer zu suchen, als mein Blick zufällig ein Hinweisschild streifte.
Albergue links.
Eine Minute später klingelte ich an der Herbergstüre.
„Buen Dia, you have a bed for me?“
„Englisch man?“, fragte mich der Herbergsvater, der mir die Tür öffnete.
„No Alemagne!“
„Come in!“
Ob er keine Engländer mag, fragte ich mich, als ich ihm meinen Pilgerausweis vorlegte und ich meinen zweiten Stempel erhielt?
Nachdem ich meine 10,00 Euro für die Übernachtung inkl. Frühstück gezahlt hatte, führte er mich in ein 12 Bettzimmer mit Etagenbetten und machte mir verständlich, dass ich mir ein freies Bett aussuchen konnte.
Höhenluft hatte ich für heute genug geschnuppert, also belegte ich ein Bett in der unteren Ebene.
Alles machte einen sauberen und gepflegten Eindruck. Ich inspizierte kurz die sanitären Anlagen. Auch hier war alles in einem einwandfreien Zustand.
Um es kurz zu fassen, ich war nass bis auf die Haut. Sogar der Inhalt meines Rucksacks war klamm. Ich beschlagnahmte sämtliche Heizquellen, um meine klammen und nassen Sachen zu trocknen.
Als erstes ging es unter die Dusche. Im Anschluss war Zahnpflege angesagt. Und wo war meine Zahnbürste?
Natürlich zu Hause!!
Und was macht man in einer solchen Situation? Etwas Zahnpasta auf den Zeigefinger und putzen.
Anschließend legte ich mich auf meinen Schlafsack, döste vor mich hin und ließ nochmals die vergangenen Stunden an mir vorüber ziehen. Ich holte mein Tagebuch aus meinem Rucksack, was mir unser Sohn und seine Freundin Heike kurz vor meiner Abreise noch zusteckten und machte meine ersten Notizen. Die erste Etappe meiner Pilgerreise hatte ich geschafft.
Glücksgefühle flossen durch meinen Körper. Ich hatte alles was ich brauchte. Ein Dach über dem Kopf und ein Bett.
Es war alles so einfach!!!!
Kurze Zeit später trafen Sandy und Christian in der Herberge ein. Auch sie beabsichtigten hier zu nächtigen. Am späten Nachmittag stieß noch Hannelore - ebenfalls eine Rheinländerin - zu uns.
Da wir vier die einzigen Deutschen in der Herberge waren, kamen wir schnell ins Gespräch und beschlossen, da die Herberge auch über eine Küche verfügte, gemeinsam am Abend für uns vier etwas zu Kochen.
Sandy und Christian gingen nochmals in den Ort und versuchten etwas Essbares für den heutigen Abend und morgigen Vormittag aufzutreiben.
Sie wurden fündig und kamen mit Nudeln, Tomatensauce, Baguette, Käse und Serranoschinken wieder zurück.
Die Zubereitung unseres 1-Gang-Menüs „Nudeln an Sauce-Tomat“ gestaltete sich folgendermaßen:
Einer suchte die passenden Töpfe und setzte das Nudelwasser auf, der Nächste schaltete den Herd ein und hatte darauf zu achten, das uns die Tomatensauce nicht um die Ohren flog. Jeder, der schon einmal Tomatensauce in einem Kochtopf erhitzt hatte, weiß, dass sie sehr viel „Blubb“ besitzt. Der Rest sorgte für Geschirr und hatte den Tisch zu decken. Anschließend durfte jeder einmal im Nudeltopf und in der Tomatensauce rühren. Der anschließende Abwasch und das Abtrocknen überließ man freundlicherweise Christian und mir. Nach dem vorzüglichen Essen plauderten wir noch ein Stündchen und genehmigten uns zum Tagesabschluss noch eine Flasche Weißwein.
Bei meiner Ankunft in der Herberge war mir aufgefallen, dass sehr viele Pilger Trekkingstöcke und einige wenige Pilgerstäbe mit sich führten. Ich selbst hatte weder noch. Auch Hannelore lief mit Trekkingstöcken. Sie legte mir ans Herz, mir schnellsten noch welche zuzulegen, da sie beim Laufen, besonders in Bergstrecken sehr behilflich waren. Für diesen Tipp bin ich ihr heute noch dankbar.
Gegen 21:00 stieg ich todmüde in meinen Schlafsack und fiel Minuten später in einen Tiefschlaf.
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Freitag, 11. Juni 2010
Der Abreisetag
h.albu, 21:38h
Nachdem ich meinen bereits gepackten Rucksack zum xten Male am heutigen Tag kontrolliert hatte, ob nun auch wirklich alles vollzählig war, steckte mir meine Frau als Letztes noch ein Lunchpaket zu und der Rucksack wurde nun endgültig geschlossen.
Es konnte nichts fehlen!
Wir hatten vereinbart, dass ich ihr jeden Tag eine SMS sendete und ihr meinen gegenwärtigen Aufenthaltsort mitteilte. Sie sollte sich meinetwegen keine unnötigen Sorgen machen!
Bei unserem Abschied wünschte sie mir viel Glück und dass das eintreten würde, was ich mir von meiner Pilgerreise versprach. Mein Sohn fuhr mich zum HBF Köln, wir umarmten uns, auch er wünschte mir gutes Gelingen und Papa machte sich auf die Socken!
Als ich den Bahnsteig betrat, stand mein Thalis, der mich nach Paris bringen würde, schon bereit. Ich stieg ein, suchte mir meinen reservierten Platz und machte es mir bequem.
Mit einem leicht unwohlen Gefühl in der Magengegend und in Gedanken versunken, was in den kommenden 14 Tagen auf mich zukommen würde, sah ich aus dem Fenster und ließ das hektische Treiben auf den Bahnsteigen wie in einem Film an mir vorüber ziehen.
Ein leichter Ruck riss mich aus den Gedanken. Mein Zug setzte sich in Bewegung.
„Meine Pilgerreise begann. Jetzt gab es kein Zurück mehr!“
Nach gut 3 Stunden erreichte ich den Bahnhof Paris-Nord. Bis zu meiner Weiterfahrt mit dem Nachtzug nach Bayonne vom Bahnhof Paris-Austerlitz blieben mir noch 2 Stunden.
Da die beiden Bahnhöfe nur knappe 5 km voneinander entfernt waren, hatte ich mir vorgenommen, die Strecke zu Fuß zurückzulegen, um die Zeit zwischen Ankunft und Weiterfahrt zu überbrücken.
Ich zog meine von Hand angefertigte Skizze aus der Jackentasche, orientierte mich kurz und latschte los.
Vorbei an unzähligen Straßencafés und Restaurants, in denen noch reger Betrieb herrschte, erreichte ich nach einer guten Stunde den Bahnhof Paris-Austerlitz.
Als Erstes suchte ich auf der Anzeigetafel meine Zugnummer.
23:08 Nachtzug nach Irun. Das war er!
Es fehlte lediglich der Hinweis, von welchem Bahnsteig er abfahren würde. Bis zur Abfahrt waren noch gut 30 Minuten Zeit, also war auch keine Eile geboten.
Das klappt ja wie am Schnürchen!
Während ich durch die Bahnhofshalle schlenderte, hielt ich Ausschau nach weiteren Rucksack-Trägern. Ein Mitvierziger fiel mir ins Auge: Lodenjacke, Trekkinghose, Wanderschuhe, Rucksack und Trekkingstöcke. Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick. Keiner von uns beiden sagte etwas, obwohl wir mit Sicherheit denselben Gedankengang hatten:
„Ein Pilger?“
20 Minuten vor Abfahrt kam Bewegung in die Anzeigetafel. Mein Zug stand auf Gleis 4 in einem abgetrennten Bereich des Bahnhofs-gebäude. Als ich dort eintraf, hatte sich schon eine beachtliche Schlange von Mitreisenden an der Fahrscheinkontrolle, die schon auf dem Bahnsteig durchgeführt wurde, eingefunden.
Ein großer Teil von ihnen trugen Rucksäcke, Trekkingstöcke und Pilgerstäbe bei sich.
„Ahaa,“ dachte ich erstaunt, „also waren der Mitvierziger in seiner Lodenjacke und ich doch nicht die einzigen Pilger, die auf dem Weg nach Spanien waren“.
Ich legte dem Schaffner mein 17,00 Euro-Ticket vor und wartete gespannt darauf, dass er mich diskret beiseite nahm, um mich in die Verteilung der Schlafdecken und Wasserflaschen einzuweisen. Aber nichts dergleichen geschah. Er entwertete mein Ticket und ließ mich passieren.
Nachdem ich meinen Sitzplatz erreicht hatte, verstaute ich den Rucksack in der Gepäckablage und warf einen Blick auf mein Ticket: Platz 21 Mitte.
Ich stand vor Platz 21 und 22. Aber welcher Platz war der Meinige?
Etwas verunsichert nahm ich erst einmal den Fensterplatz ein, nach dem Motto, wer zuerst kommt, malt zuerst!
Das Vergnügen war allerdings von kurzer Dauer. Plötzlich stand eine ältere Dame vor mir. Mit einem giftigen Blick hielt sie mir ihr Ticket vor die Nase und deutete mit ihrem Finger auf ihre Sitznummer. Ich holte zum Gegenangriff aus, zückte mein Ticket und deutete ebenfalls auf meine Sitznummer.
In einer von mir nicht definierbaren Sprache aber mit äußerster Schärfe deutete sie auf den von mir eingenommenen Sitzplatz. Ich entnahm ihrem Gehabe, dass es sich wohl um ihren reservierten Platz handelte, auf dem ich mich niedergelassen hatte.
Mit einem „Ok ok, no problem“ erhob ich mich, murmelte mir ein „Du blöde Kuh“, in den Bart und machte ihren Platz frei.
Nachdem sie ihren Platz eingenommenen hatte, zog sie ein Buch aus ihrer Handtasche und würdigte mich keines Blickes mehr.
Immer mehr Fahrgäste strömten in unseren Waggon, unter ihnen auch Dieter ein Pensionär aus Freiburg (wie ich später erfuhr). Er fiel mir auf, da er ebenfalls wie ich, einen voluminösen Rucksack bei sich trug, an dem eine große Jakobsmuschel hing, die mit der Jahreszahl 2009 beschriftet war.
„Handelt es sich hier etwa um einen Profipilger?“.
Unser Waggon füllte sich bis auf den letzten Platz und pünktlich um 23:08 setzte sich unser Zug Richtung Spanien in Bewegung.
Ich fuhr meinen Sitz zurück in die Schlafstellung und schloss die Augen.
Es mag vielleicht eine viertel Stunde vergangen sein, als ich von meiner rechten Seite ein leises: „Pardon Monsieur“ vernahm.
Ich öffnete die Augen und sah, dass die Giftspritze mit entschuldigender Miene neben mir stand und darauf wartete, dass ich sie vorbeiließ. „No problem“ antwortete ich und erhob mich von meinem Sitz.
Sie quetschte sich an mir vorbei und stürmte zur Toilette.
Madame schien wohl ein schwaches Bläschen zu haben.
Kurze Zeit später kehrte sie mit entspannten Gesichtszügen zurück.
Erneut erhob ich mich von meinem Sitz und ließ sie passieren.
Ein gepresstes „Merci“ kam über ihre Lippen, worauf ich mit einem „Du mich auch“ antwortete.
Entgegen meinen Befürchtungen, mich nun stündlich von meinem Platz erheben zu müssen, damit die Giftspritze auf der Toilette ihr „Bächlein“ verrichten konnte, blieb die Nacht ruhig.
Gegen 7:00 erreichte ich meinen Zielbahnhof Bayonne. Die Giftspritze saß immer noch bewegungslos mit geschlossenen Augen neben mir. Ich nahm an, dass ihr das Wasser nun bis zu den Ohren stand und sie nur darauf wartete, dass ich endlich aussteigen würde.
Als erstes begab ich mich zum Fahrkartenschalter und kaufte mir ein Ticket nach Saint Jean Pied de Port, von wo aus meine Pilgerreise beginnen sollte. Mit einem Espresso, den ich mir am Bahnhofskiosk kaufte und dem Lunchpaket, das mir meine Frau zugesteckt hatte, machte ich es mir in der Bahnhofshalle bequem und frühstückte zuerst einmal, da mir bis zur Weiterfahrt noch eine knappe Stunde Zeit blieb.
Ein junger Mann, der ebenfalls einem Rucksack bei sich trug, setzte sich zu mir. Christian aus München, der allerdings zur Zeit in Saarbrücken wohnte.
Folgende Fragen wurden als Erstes geklärt.
Wie heißt Du..... Woher kommst Du..... Wo startest Du und wie weit gehst Du? Die üblichen Standardfragen, wenn sich Pilger das erste Mal gegenüberstehen.
Während wir unseren Smalltalk hielten, kam der Mitvierziger mit seiner Lodenjacke, der mir in Paris schon aufgefallen war, an uns vorbei geschlendert und sah zu uns herüber.
„Wo geht’s hin? Nach Saint Jean Pied?“, rief ich ihm zu.
Er blieb kurz stehen, wohl etwas überrascht auf Deutsch angesprochen zu werden und kam auf uns zu.
Wir stellten uns vor. Harald aus Köln, Christian aus München.
„Ich bin der Emil aus Zürich“.
Es folgten die nächsten Wo und Wie-Fragen. Wo startest Du.... Wie weit gehst Du?
Emil offenbarte uns, dass er sich mehrere Jahre auf den Weg vorbereitet hatte und nun für 2 Monate beurlaubt war. Er wollte bis Santiago laufen.
Seine Aussage machte mich nachdenklich. Mehrere Jahre vorbereitet?
Meinen Entschluss, den Jakobsweg gehen zu wollen, hatte ich mal gerade vor einem knappen Jahr getroffen. Aber mehrere Jahre????
War ich vielleicht noch nicht reif für den Jakobsweg?
Ich ging davon aus, dass, wenn wir in Saint Jean Pied eintrafen und im dortigen Pilgerbüro unseren ersten Stempel in unser Credenzial erhalten hatten, Emil „abgehen würde, wie ein Zäpfchen“.
Als nächstes gesellte sich Alexander aus Wien zu uns. Auch er hatte sich vorgenommen bis Santiago zu laufen.
Um 8:15 setzte sich unser Bus in Bewegung. Mit mir befanden sich noch weitere 20 Pilger im Bus, die ebenfalls heute ihre Pilgerreise beginnen wollten. Der Himmel war wolkenverhangen und je näher wir uns auf Saint Jean Pied zu bewegten, je dunkler wurde es, bis es langsam zu regnen begann.
Es konnte nichts fehlen!
Wir hatten vereinbart, dass ich ihr jeden Tag eine SMS sendete und ihr meinen gegenwärtigen Aufenthaltsort mitteilte. Sie sollte sich meinetwegen keine unnötigen Sorgen machen!
Bei unserem Abschied wünschte sie mir viel Glück und dass das eintreten würde, was ich mir von meiner Pilgerreise versprach. Mein Sohn fuhr mich zum HBF Köln, wir umarmten uns, auch er wünschte mir gutes Gelingen und Papa machte sich auf die Socken!
Als ich den Bahnsteig betrat, stand mein Thalis, der mich nach Paris bringen würde, schon bereit. Ich stieg ein, suchte mir meinen reservierten Platz und machte es mir bequem.
Mit einem leicht unwohlen Gefühl in der Magengegend und in Gedanken versunken, was in den kommenden 14 Tagen auf mich zukommen würde, sah ich aus dem Fenster und ließ das hektische Treiben auf den Bahnsteigen wie in einem Film an mir vorüber ziehen.
Ein leichter Ruck riss mich aus den Gedanken. Mein Zug setzte sich in Bewegung.
„Meine Pilgerreise begann. Jetzt gab es kein Zurück mehr!“
Nach gut 3 Stunden erreichte ich den Bahnhof Paris-Nord. Bis zu meiner Weiterfahrt mit dem Nachtzug nach Bayonne vom Bahnhof Paris-Austerlitz blieben mir noch 2 Stunden.
Da die beiden Bahnhöfe nur knappe 5 km voneinander entfernt waren, hatte ich mir vorgenommen, die Strecke zu Fuß zurückzulegen, um die Zeit zwischen Ankunft und Weiterfahrt zu überbrücken.
Ich zog meine von Hand angefertigte Skizze aus der Jackentasche, orientierte mich kurz und latschte los.
Vorbei an unzähligen Straßencafés und Restaurants, in denen noch reger Betrieb herrschte, erreichte ich nach einer guten Stunde den Bahnhof Paris-Austerlitz.
Als Erstes suchte ich auf der Anzeigetafel meine Zugnummer.
23:08 Nachtzug nach Irun. Das war er!
Es fehlte lediglich der Hinweis, von welchem Bahnsteig er abfahren würde. Bis zur Abfahrt waren noch gut 30 Minuten Zeit, also war auch keine Eile geboten.
Das klappt ja wie am Schnürchen!
Während ich durch die Bahnhofshalle schlenderte, hielt ich Ausschau nach weiteren Rucksack-Trägern. Ein Mitvierziger fiel mir ins Auge: Lodenjacke, Trekkinghose, Wanderschuhe, Rucksack und Trekkingstöcke. Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick. Keiner von uns beiden sagte etwas, obwohl wir mit Sicherheit denselben Gedankengang hatten:
„Ein Pilger?“
20 Minuten vor Abfahrt kam Bewegung in die Anzeigetafel. Mein Zug stand auf Gleis 4 in einem abgetrennten Bereich des Bahnhofs-gebäude. Als ich dort eintraf, hatte sich schon eine beachtliche Schlange von Mitreisenden an der Fahrscheinkontrolle, die schon auf dem Bahnsteig durchgeführt wurde, eingefunden.
Ein großer Teil von ihnen trugen Rucksäcke, Trekkingstöcke und Pilgerstäbe bei sich.
„Ahaa,“ dachte ich erstaunt, „also waren der Mitvierziger in seiner Lodenjacke und ich doch nicht die einzigen Pilger, die auf dem Weg nach Spanien waren“.
Ich legte dem Schaffner mein 17,00 Euro-Ticket vor und wartete gespannt darauf, dass er mich diskret beiseite nahm, um mich in die Verteilung der Schlafdecken und Wasserflaschen einzuweisen. Aber nichts dergleichen geschah. Er entwertete mein Ticket und ließ mich passieren.
Nachdem ich meinen Sitzplatz erreicht hatte, verstaute ich den Rucksack in der Gepäckablage und warf einen Blick auf mein Ticket: Platz 21 Mitte.
Ich stand vor Platz 21 und 22. Aber welcher Platz war der Meinige?
Etwas verunsichert nahm ich erst einmal den Fensterplatz ein, nach dem Motto, wer zuerst kommt, malt zuerst!
Das Vergnügen war allerdings von kurzer Dauer. Plötzlich stand eine ältere Dame vor mir. Mit einem giftigen Blick hielt sie mir ihr Ticket vor die Nase und deutete mit ihrem Finger auf ihre Sitznummer. Ich holte zum Gegenangriff aus, zückte mein Ticket und deutete ebenfalls auf meine Sitznummer.
In einer von mir nicht definierbaren Sprache aber mit äußerster Schärfe deutete sie auf den von mir eingenommenen Sitzplatz. Ich entnahm ihrem Gehabe, dass es sich wohl um ihren reservierten Platz handelte, auf dem ich mich niedergelassen hatte.
Mit einem „Ok ok, no problem“ erhob ich mich, murmelte mir ein „Du blöde Kuh“, in den Bart und machte ihren Platz frei.
Nachdem sie ihren Platz eingenommenen hatte, zog sie ein Buch aus ihrer Handtasche und würdigte mich keines Blickes mehr.
Immer mehr Fahrgäste strömten in unseren Waggon, unter ihnen auch Dieter ein Pensionär aus Freiburg (wie ich später erfuhr). Er fiel mir auf, da er ebenfalls wie ich, einen voluminösen Rucksack bei sich trug, an dem eine große Jakobsmuschel hing, die mit der Jahreszahl 2009 beschriftet war.
„Handelt es sich hier etwa um einen Profipilger?“.
Unser Waggon füllte sich bis auf den letzten Platz und pünktlich um 23:08 setzte sich unser Zug Richtung Spanien in Bewegung.
Ich fuhr meinen Sitz zurück in die Schlafstellung und schloss die Augen.
Es mag vielleicht eine viertel Stunde vergangen sein, als ich von meiner rechten Seite ein leises: „Pardon Monsieur“ vernahm.
Ich öffnete die Augen und sah, dass die Giftspritze mit entschuldigender Miene neben mir stand und darauf wartete, dass ich sie vorbeiließ. „No problem“ antwortete ich und erhob mich von meinem Sitz.
Sie quetschte sich an mir vorbei und stürmte zur Toilette.
Madame schien wohl ein schwaches Bläschen zu haben.
Kurze Zeit später kehrte sie mit entspannten Gesichtszügen zurück.
Erneut erhob ich mich von meinem Sitz und ließ sie passieren.
Ein gepresstes „Merci“ kam über ihre Lippen, worauf ich mit einem „Du mich auch“ antwortete.
Entgegen meinen Befürchtungen, mich nun stündlich von meinem Platz erheben zu müssen, damit die Giftspritze auf der Toilette ihr „Bächlein“ verrichten konnte, blieb die Nacht ruhig.
Gegen 7:00 erreichte ich meinen Zielbahnhof Bayonne. Die Giftspritze saß immer noch bewegungslos mit geschlossenen Augen neben mir. Ich nahm an, dass ihr das Wasser nun bis zu den Ohren stand und sie nur darauf wartete, dass ich endlich aussteigen würde.
Als erstes begab ich mich zum Fahrkartenschalter und kaufte mir ein Ticket nach Saint Jean Pied de Port, von wo aus meine Pilgerreise beginnen sollte. Mit einem Espresso, den ich mir am Bahnhofskiosk kaufte und dem Lunchpaket, das mir meine Frau zugesteckt hatte, machte ich es mir in der Bahnhofshalle bequem und frühstückte zuerst einmal, da mir bis zur Weiterfahrt noch eine knappe Stunde Zeit blieb.
Ein junger Mann, der ebenfalls einem Rucksack bei sich trug, setzte sich zu mir. Christian aus München, der allerdings zur Zeit in Saarbrücken wohnte.
Folgende Fragen wurden als Erstes geklärt.
Wie heißt Du..... Woher kommst Du..... Wo startest Du und wie weit gehst Du? Die üblichen Standardfragen, wenn sich Pilger das erste Mal gegenüberstehen.
Während wir unseren Smalltalk hielten, kam der Mitvierziger mit seiner Lodenjacke, der mir in Paris schon aufgefallen war, an uns vorbei geschlendert und sah zu uns herüber.
„Wo geht’s hin? Nach Saint Jean Pied?“, rief ich ihm zu.
Er blieb kurz stehen, wohl etwas überrascht auf Deutsch angesprochen zu werden und kam auf uns zu.
Wir stellten uns vor. Harald aus Köln, Christian aus München.
„Ich bin der Emil aus Zürich“.
Es folgten die nächsten Wo und Wie-Fragen. Wo startest Du.... Wie weit gehst Du?
Emil offenbarte uns, dass er sich mehrere Jahre auf den Weg vorbereitet hatte und nun für 2 Monate beurlaubt war. Er wollte bis Santiago laufen.
Seine Aussage machte mich nachdenklich. Mehrere Jahre vorbereitet?
Meinen Entschluss, den Jakobsweg gehen zu wollen, hatte ich mal gerade vor einem knappen Jahr getroffen. Aber mehrere Jahre????
War ich vielleicht noch nicht reif für den Jakobsweg?
Ich ging davon aus, dass, wenn wir in Saint Jean Pied eintrafen und im dortigen Pilgerbüro unseren ersten Stempel in unser Credenzial erhalten hatten, Emil „abgehen würde, wie ein Zäpfchen“.
Als nächstes gesellte sich Alexander aus Wien zu uns. Auch er hatte sich vorgenommen bis Santiago zu laufen.
Um 8:15 setzte sich unser Bus in Bewegung. Mit mir befanden sich noch weitere 20 Pilger im Bus, die ebenfalls heute ihre Pilgerreise beginnen wollten. Der Himmel war wolkenverhangen und je näher wir uns auf Saint Jean Pied zu bewegten, je dunkler wurde es, bis es langsam zu regnen begann.
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Freitag, 30. April 2010
Der Rucksack
h.albu, 21:52h
Mehrmals wies mich unser Sohn Kay darauf hin, meinem Rucksack auf 8 Kilo Gewicht aufzurüsten und einige Probemärsche zu absolvieren, um den Körper an die zusätzliche Ballast zu gewöhnen. Worauf im übrigen auch immer wieder ehemalige Pilger hinwiesen.
Aber ehrlich gesagt, ich kam mir reichlich Bescheuert vor, mit einem 70 Liter Rucksack auf dem Buckel mein Haus zu verlassen.
Was sollten meine Nachbarn von mir denken?
Mit Sicherheit...... jetzt hat sie ihn aus der Wohnung geworfen!
Ich überlegte wie ich die Angelegenheit ohne großes Aufsehen zu erregen bewerkstelligen konnte. Den Rucksack in den Kofferraum, ein paar Kilometer außerhalb unserer Stadt das Ding auf den Rücken und ab?
Oder sollte ich mich am späten Abend in der Dunkelheit mit meinem Rucksack aus dem Haus schleichen und los marschieren?
So wie ich mich kannte würde schon nach kurzer Zeit ein Streifenwagen neben mir halt machen. Geblendet vom Lichtstrahl einer Mag-Lite müsste ich auf folgende Fragen antworten: „Wo kommen sie her....., wo wollen sie hin...... und was tragen sie da in ihrem Rucksack?
„Ich trainiere für den Jakobsweg, Herr Wachmeister!“
„Nachts?“
„Auspacken!“
Und was zauberte ich aus meinem Rucksack? 3 Pet-Flaschen Mineral Wasser a 1,5 Kilo als Gewicht ein Kopfkissen und ein Schlafsack für´s Volumen.
Spätestens jetzt wäre für mich allerhöchste Vorsicht geboten.
Ob die Beamten mir das wohl abkauften?
Wenn ja, hätte ich die Chance in der nächsten Ausgabe unserer regionalen Tageszeitung erwähnt zu werden. Unter der Rubrik, Kurz Nachrichten......„Jakobspilger nachts von Polizeistreife aufgegriffen“.
Sollte man mich jedoch dazu auffordern auf der Rückbank des Streifenwagen platz zu nehmen um mich eventuell einem Arzt im Bonner LKA vorzustellen, hatte ich immer noch die Möglichkeit mein Credenzial (Pilgerausweis) zu zücken.
Ausgestellt auf meinen Namen und versehen mit der Nummer meines Personalausweises.
Bis zu meiner Abreise waren es noch 4 Wochen. Jetzt wurde es höchste Zeit die Sache in Angriff zu nehmen. Ich entschloss mich zu Variante eins.
Den Rucksack ins Auto und ab in den Nachbarort. Dort stellte ich meinen Wagen auf einem Parkplatz am Waldrand ab. Mehrere Biker befanden sich ebenfalls dort und waren gerade im Begriff aufzubrechen. Als ich jedoch meinen 70 Liter Rucksack aus dem Wagen hievte, klebten plötzlich ihre Blicke auf mir, beziehungsweise auf meinem Rucksack.
„Guten Morgen“, grüßten sie. Ich grüßte zurück und machte mich an meinem Rucksack zu schaffen. Ich hatte gerade mal den ersten Gurt geschultert als mich eine Bikerin die unmittelbar in meiner Nähe stand ansprach.
„Wo geht es denn hin?“
Auch das noch, dachte ich.
„Nur ein wenig Rückentraining, um um meinen Körper an das Gewicht des Rucksacks zu gewöhnen“.
Ihr Gesichtsausdruck lies erkennen, das ich ihren Wissensdurst mit meiner etwas spärlichen Auskunft bei weitem noch nicht gestillt hatte. Ich legte noch ein Leckerchen nach.
„In Kürze geht es nach Spanien“.
„Über die Pyrenäen?“
„Jahaaa....!“
Jetzt hatte ich natürlich das Interesse der übrigen Biker auch auf mich gelenkt. Sie erkundigten sich nach dem Gewicht des Rucksacks, die Route, meinten anerkennend, das ich mir da aber einiges vorgenommen hätte, wünschten mir „Gutes Gelingen“ und radelten davon.
Ich justierte meine Schulter und Beckengurte und machte mich ebenfalls auf die Socken.
Gleich zu Anfangs wählte ich eine Strecke die stetig für die ersten zwei Kilometer bergauf führte.
„Wenn schon denn schon“. Ich machte dies ja nicht aus Langeweile, sondern wollte mich gleich zu Beginn fordern. Schon nach dem ersten Kilometer machten sich die 8 Kilo Ballast auf dem Rücken in den Oberschenkel und meinen Waden bemerkbar. Sie begannen leicht zu ziehen. Was aber nachdem die Strecke flacher wurde, wieder nach lies.
Als ich nach 2 Stunden meinen Wagen erreichte, warf ich meinen Rucksack erleichtert im doppelten Sinne, in den Kofferraum und trat zufrieden die Rückfahrt an. Außer einem leichtem brennen zwischen den Schulterblätter hatte ich keine weiteren Schäden davon getragen. Ich schenkte ihnen wenig Beachtung, zumal sie am folgenden Tag wieder verschwunden waren.
Wir schreiben Heute den 29.April 2010. Mein Rucksack ist weitgehend gepackt und es verbleiben mir bis zu meiner Abreise noch 5 Tage.
Aber ehrlich gesagt, ich kam mir reichlich Bescheuert vor, mit einem 70 Liter Rucksack auf dem Buckel mein Haus zu verlassen.
Was sollten meine Nachbarn von mir denken?
Mit Sicherheit...... jetzt hat sie ihn aus der Wohnung geworfen!
Ich überlegte wie ich die Angelegenheit ohne großes Aufsehen zu erregen bewerkstelligen konnte. Den Rucksack in den Kofferraum, ein paar Kilometer außerhalb unserer Stadt das Ding auf den Rücken und ab?
Oder sollte ich mich am späten Abend in der Dunkelheit mit meinem Rucksack aus dem Haus schleichen und los marschieren?
So wie ich mich kannte würde schon nach kurzer Zeit ein Streifenwagen neben mir halt machen. Geblendet vom Lichtstrahl einer Mag-Lite müsste ich auf folgende Fragen antworten: „Wo kommen sie her....., wo wollen sie hin...... und was tragen sie da in ihrem Rucksack?
„Ich trainiere für den Jakobsweg, Herr Wachmeister!“
„Nachts?“
„Auspacken!“
Und was zauberte ich aus meinem Rucksack? 3 Pet-Flaschen Mineral Wasser a 1,5 Kilo als Gewicht ein Kopfkissen und ein Schlafsack für´s Volumen.
Spätestens jetzt wäre für mich allerhöchste Vorsicht geboten.
Ob die Beamten mir das wohl abkauften?
Wenn ja, hätte ich die Chance in der nächsten Ausgabe unserer regionalen Tageszeitung erwähnt zu werden. Unter der Rubrik, Kurz Nachrichten......„Jakobspilger nachts von Polizeistreife aufgegriffen“.
Sollte man mich jedoch dazu auffordern auf der Rückbank des Streifenwagen platz zu nehmen um mich eventuell einem Arzt im Bonner LKA vorzustellen, hatte ich immer noch die Möglichkeit mein Credenzial (Pilgerausweis) zu zücken.
Ausgestellt auf meinen Namen und versehen mit der Nummer meines Personalausweises.
Bis zu meiner Abreise waren es noch 4 Wochen. Jetzt wurde es höchste Zeit die Sache in Angriff zu nehmen. Ich entschloss mich zu Variante eins.
Den Rucksack ins Auto und ab in den Nachbarort. Dort stellte ich meinen Wagen auf einem Parkplatz am Waldrand ab. Mehrere Biker befanden sich ebenfalls dort und waren gerade im Begriff aufzubrechen. Als ich jedoch meinen 70 Liter Rucksack aus dem Wagen hievte, klebten plötzlich ihre Blicke auf mir, beziehungsweise auf meinem Rucksack.
„Guten Morgen“, grüßten sie. Ich grüßte zurück und machte mich an meinem Rucksack zu schaffen. Ich hatte gerade mal den ersten Gurt geschultert als mich eine Bikerin die unmittelbar in meiner Nähe stand ansprach.
„Wo geht es denn hin?“
Auch das noch, dachte ich.
„Nur ein wenig Rückentraining, um um meinen Körper an das Gewicht des Rucksacks zu gewöhnen“.
Ihr Gesichtsausdruck lies erkennen, das ich ihren Wissensdurst mit meiner etwas spärlichen Auskunft bei weitem noch nicht gestillt hatte. Ich legte noch ein Leckerchen nach.
„In Kürze geht es nach Spanien“.
„Über die Pyrenäen?“
„Jahaaa....!“
Jetzt hatte ich natürlich das Interesse der übrigen Biker auch auf mich gelenkt. Sie erkundigten sich nach dem Gewicht des Rucksacks, die Route, meinten anerkennend, das ich mir da aber einiges vorgenommen hätte, wünschten mir „Gutes Gelingen“ und radelten davon.
Ich justierte meine Schulter und Beckengurte und machte mich ebenfalls auf die Socken.
Gleich zu Anfangs wählte ich eine Strecke die stetig für die ersten zwei Kilometer bergauf führte.
„Wenn schon denn schon“. Ich machte dies ja nicht aus Langeweile, sondern wollte mich gleich zu Beginn fordern. Schon nach dem ersten Kilometer machten sich die 8 Kilo Ballast auf dem Rücken in den Oberschenkel und meinen Waden bemerkbar. Sie begannen leicht zu ziehen. Was aber nachdem die Strecke flacher wurde, wieder nach lies.
Als ich nach 2 Stunden meinen Wagen erreichte, warf ich meinen Rucksack erleichtert im doppelten Sinne, in den Kofferraum und trat zufrieden die Rückfahrt an. Außer einem leichtem brennen zwischen den Schulterblätter hatte ich keine weiteren Schäden davon getragen. Ich schenkte ihnen wenig Beachtung, zumal sie am folgenden Tag wieder verschwunden waren.
Wir schreiben Heute den 29.April 2010. Mein Rucksack ist weitgehend gepackt und es verbleiben mir bis zu meiner Abreise noch 5 Tage.
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Die letzten Vorbereitungen
h.albu, 21:47h
Die Zeit verstrich und mein Abreisetag rückte langsam in Sichtweite. Der größte Teil meiner Ausrüstung hatte ich mir schon zugelegt. Von meinem Schwiegersohn wollte ich mir ursprünglich einen Schlafsack borgen, er hingegen war der Auffassung das ich mit einem leichten Herbergsschlafsack besser bedient wäre und kaufte mir kurzerhand einen Neuen. Fein!
Auf die Frage eines Bekannten: „Wie sieht es den mit deinen Spanischkenntnissen aus?“, kam ich ins grübeln.
Außer Buenos Dias/Buen Camino, si/no sowie uno Serveza por pavor, kamen meine Spanischkenntnisse nicht hinaus.
Da sich so gut wie alle Pilger während ihrer Pilgerreise von Cafe con Leche (Milchcafe), Bocadillos (belegte Brötchen) und Menü Peregrinos (Pilgermenü) ernährten, hierbei handelt es sich um ein preiswertes 3 Gang Menü welches überwiegend in Herbergen und angrenzenden Lokalitäten angeboten wird, machte ich mir über das bestellen von Speisen und Getränken ebenfalls keine Gedanken. Aber, ob das wohl reichen würde? Ehrlich gesagt ich bezweifelte es.
Man konnte zwar mit einem freundlichen Buenos Dias, un Cafe con Leche un Bocadillo de queso nichts verkehrt machen; man hatte halt immer etwas zu beißen zwischen den Zähnen, aber was kam dann?????
Mir lag es fern, sollte ich mich einmal in einer geselligen Runde befinden permanent dumm aus der Wäsche schauen zu müssen, während sich die übrigen Anwesenden relaxt unterhielten. Also musste ein Sprachführer her.
„Spanisch Kauderwelsch“ wurde immer wieder empfohlen. Klein, handlich 160 Seiten. Ich nahm mir vor, ihn als Bettlektüre auf meine Nachtkommode zu platzieren und jeden Abend einige Seiten daraus zu lesen. In den restlichen zwei Monaten die mir bis zur meiner Abreise noch blieben, würde bestimmt einiges hängen bleiben.
Nachdem ich mir das Büchlein das erste mal von Seite 1-160 zur Brust genommen hatte, war das Resultat bescheiden. Genau wie auf dem Hochglanz Einband, es was so gut wie nichts kleben geblieben. Der einzige Lichtblick, ich konnte zu meinen vorhandenen spanisch Kenntnissen nun zusätzlich noch bis 5 Zählen.
Auf Spanisch versteht sich!
Also das gleiche noch einmal von vorne!
Von meinem Sohn erhielt ich den Tipp, das es von Vorteil wäre meine Ausrüstung noch durch einige Teelichter zu ergänzen.
Teelichter???
Ich hatte doch schon eine Stirnlampe. Was sollte also mit Teelichter.
Sollte ich auf meiner Pilgerreise plötzlich das Bedürfnis haben, für eine mir nahe stehenden Person in einer Kirche eine Kerze anzünden zu wollen, konnte ich sie bestimmt für ein paar Cent dort erwerben.
Ich wurde das Gefühl nicht los, das er mich verarschen wollte.
„Was soll ich mit Teelichter?“
„Solltest du einmal nasses Schuhwerk haben, stell in jeden Schuh ein brennendes Teelicht. Sie trocken wesentlich schneller! Und nasse Socken legt man sich unter den Schultergurt. Die eigene Körperwärme lassen sie auch schneller abtrocknen als wenn man sie einfach an den Rucksack hängt“.
Ich überlegte kurz, seine Tipps waren einleuchtend! Jetzt zog ich aus seinen Dienstjahren als Fallschirmspringer auch noch meinen Nutzen.
„Gibt es sonnst noch etwas, was ich wissen sollte?“
„Wenn es dir mal mal kalt ist, ziehe dein Regencape über, hocke dich mit dem Rücken vor einem Baum oder eine Hauswand zünde ein Teelicht an und stelle es unter das Cape. Du wirst staunen was ein kleines Teelicht für eine Wärme entwickeln kann“.
„Und was ist mit meinen Eiern?“
„Da musst du halt aufpassen!“
Am Besten gefiel mir noch der Trick mit den Teelichter in den Schuhen. Mit Sicherheit würde ich noch darauf zurück kommen müssen. Und sollte ich bei diesem etwas ungewöhnlichen Trockenvorgang meine Schuhe abfackeln, konnte ich den Weg zur nächsten Zapateria (Schuhgeschäft), immer noch in meinen Badelatschen zurück legen.
Hapes zweiter Tag!
Mein Spanisch wird auch immer besser!!!
Auf die Frage eines Bekannten: „Wie sieht es den mit deinen Spanischkenntnissen aus?“, kam ich ins grübeln.
Außer Buenos Dias/Buen Camino, si/no sowie uno Serveza por pavor, kamen meine Spanischkenntnisse nicht hinaus.
Da sich so gut wie alle Pilger während ihrer Pilgerreise von Cafe con Leche (Milchcafe), Bocadillos (belegte Brötchen) und Menü Peregrinos (Pilgermenü) ernährten, hierbei handelt es sich um ein preiswertes 3 Gang Menü welches überwiegend in Herbergen und angrenzenden Lokalitäten angeboten wird, machte ich mir über das bestellen von Speisen und Getränken ebenfalls keine Gedanken. Aber, ob das wohl reichen würde? Ehrlich gesagt ich bezweifelte es.
Man konnte zwar mit einem freundlichen Buenos Dias, un Cafe con Leche un Bocadillo de queso nichts verkehrt machen; man hatte halt immer etwas zu beißen zwischen den Zähnen, aber was kam dann?????
Mir lag es fern, sollte ich mich einmal in einer geselligen Runde befinden permanent dumm aus der Wäsche schauen zu müssen, während sich die übrigen Anwesenden relaxt unterhielten. Also musste ein Sprachführer her.
„Spanisch Kauderwelsch“ wurde immer wieder empfohlen. Klein, handlich 160 Seiten. Ich nahm mir vor, ihn als Bettlektüre auf meine Nachtkommode zu platzieren und jeden Abend einige Seiten daraus zu lesen. In den restlichen zwei Monaten die mir bis zur meiner Abreise noch blieben, würde bestimmt einiges hängen bleiben.
Nachdem ich mir das Büchlein das erste mal von Seite 1-160 zur Brust genommen hatte, war das Resultat bescheiden. Genau wie auf dem Hochglanz Einband, es was so gut wie nichts kleben geblieben. Der einzige Lichtblick, ich konnte zu meinen vorhandenen spanisch Kenntnissen nun zusätzlich noch bis 5 Zählen.
Auf Spanisch versteht sich!
Also das gleiche noch einmal von vorne!
Von meinem Sohn erhielt ich den Tipp, das es von Vorteil wäre meine Ausrüstung noch durch einige Teelichter zu ergänzen.
Teelichter???
Ich hatte doch schon eine Stirnlampe. Was sollte also mit Teelichter.
Sollte ich auf meiner Pilgerreise plötzlich das Bedürfnis haben, für eine mir nahe stehenden Person in einer Kirche eine Kerze anzünden zu wollen, konnte ich sie bestimmt für ein paar Cent dort erwerben.
Ich wurde das Gefühl nicht los, das er mich verarschen wollte.
„Was soll ich mit Teelichter?“
„Solltest du einmal nasses Schuhwerk haben, stell in jeden Schuh ein brennendes Teelicht. Sie trocken wesentlich schneller! Und nasse Socken legt man sich unter den Schultergurt. Die eigene Körperwärme lassen sie auch schneller abtrocknen als wenn man sie einfach an den Rucksack hängt“.
Ich überlegte kurz, seine Tipps waren einleuchtend! Jetzt zog ich aus seinen Dienstjahren als Fallschirmspringer auch noch meinen Nutzen.
„Gibt es sonnst noch etwas, was ich wissen sollte?“
„Wenn es dir mal mal kalt ist, ziehe dein Regencape über, hocke dich mit dem Rücken vor einem Baum oder eine Hauswand zünde ein Teelicht an und stelle es unter das Cape. Du wirst staunen was ein kleines Teelicht für eine Wärme entwickeln kann“.
„Und was ist mit meinen Eiern?“
„Da musst du halt aufpassen!“
Am Besten gefiel mir noch der Trick mit den Teelichter in den Schuhen. Mit Sicherheit würde ich noch darauf zurück kommen müssen. Und sollte ich bei diesem etwas ungewöhnlichen Trockenvorgang meine Schuhe abfackeln, konnte ich den Weg zur nächsten Zapateria (Schuhgeschäft), immer noch in meinen Badelatschen zurück legen.
Hapes zweiter Tag!
Mein Spanisch wird auch immer besser!!!
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